Der Bürgermeister informiert
Ein Stadtrat hat die dem Beschluss vorausgehende Beratung zu einer umfassenden Kritik an der Arbeit des Gemeinderates, des Bürgermeisters und der Verwaltung über die letzten Jahre hinweg genutzt, zur Ablehnung der Ausweisung des Gebietes aufgerufen und seinen Wortbeitrag zeitgemäß im Internet zugänglich gemacht. Den Bereich Pfannenstiel insgesamt zu überplanen wurde indes mit der Stimme dieses Stadtrates bei vier Gegenstimmen – auch der des Bürgermeisters – beschlossen. Diese Gemengelage gibt Anlass, über den Erledigungsstand der städtischen Aufgabenbereiche zu informieren.
Kenzingen ist im noch jungen Jahrtausend nahezu konstant um rund 100 Einwohner oder ein Prozent pro Jahr gewachsen. Dabei wurden die für Wohnbau vorgesehenen Flächen nur zu einem Teil in Anspruch genommen. Im aktuell fortgeschriebenen Flächennutzungsplan wurde überdies bewusst weniger Wohnbaufläche ausgewiesen als möglich gewesen wäre. Das Wachstum der Stadt entspricht dem der Region, das der Städte Herbolzheim und Endingen ist nahezu identisch.
Steigende Einwohnerzahlen und steigende Anforderungen sind natürlich eine Herausforderung an die Infrastruktur eines Gemeinwesens. Zudem sind mit Für- und Vorsorge, Ver- und Entsorgung verbundene kommunale Aufgaben nie gänzlich erledigt, sondern stets in Entwicklung und im Wandel begriffen. So ist mehr und besser ebenso immer möglich wie Kritik am gegenwärtigen Zustand - auch in unserer Stadt. Konkret stellen sich die einzelnen Aufgabenbereiche derzeit wie folgt dar:
Die Stadtverwaltung ist mittlerweile ein Betrieb mit rund 180 Mitarbeitern. Personalwechsel ist gegenwärtig wegen der großen Nachfrage nach Erzieherinnen bei den Kindertagestätten ein Thema. Alle anderen Bereiche, auch die Verwaltung, verzeichnen hohe Personalkonstanz. Die Stadt schätzt ihre Mitarbeitenden, praktiziert leistungsorientierte Bezahlung, fördert Digitalisierung und Homeoffice, dazu die Gesundheit der Beschäftigten. Die Servicezeiten hier sind nach wie vor einzigartig in der Region und wo irgend möglich wurden alle Dienste auch in der Pandemiezeit aufrecht erhalten.
Die Feuerwehr ist in Sachen Unterbringung und Ausstattung auf einem wirklich guten Stand, das große Engagement der Führung und der Kameraden ist vorbildlich und unverzichtbar. Dort und im Ortsverein des Roten Kreuzes wird wertvollste Arbeit im Ehrenamt geleistet, von der Stadt fortwährend wertgeschätzt und gefördert.
In den Schulen ist die Digitalisierung, soweit vom Schulträger Stadt leistbar, beispielhaft, die Pandemie hat dabei beschleunigend gewirkt. Das Gymnasium ist weitgehend saniert, die Grundschule an der kleinen Elz und die Schule in Nordweil sind auf einem guten Stand, in Hecklingen stehen Sanierungsmaßnahmen an und sind gegebenenfalls mit dem Bau einer Schulsporthalle aufzurufen. Die Grundschulbetreuung außerhalb des Unterrichts wurde bedarfsgerecht entwickelt.
Die Üsenberghalle sowie die Turn- und Festhalle in der Kernstadt sind ebenso wie die Herrenberghalle Nordweil infolge fortwährender Unterhaltungsmaßnahmen in gutem Zustand, die Schulbuckhalle in Bombach ist zur Sanierung vorgesehen.
Die Stadt hat in den letzten 15 Jahren drei neue Kindertagesstätten in Betrieb genommen und kann jedem Kind einen Betreuungsplatz anbieten. In jeder Einrichtung jede Betreuungsform zu ermöglichen, würde die Bildung von Reserveplätzen in erheblichem Umfang notwendig machen, der finanzielle Aufwand in der Folge, in diesem Bereich in den letzten Jahren ohnehin weit überdurchschnittlich gestiegen, ist nicht leistbar. Ziel bleibt eine frühzeitigere Zusage der Betreuungsplätze.
Die Gemeindestraßen werden fortwährend abschnittsweise erneuert. Zuletzt wurde die Hauptstraße in der Kernstadt ebenso neu gestaltet wie die Hochwald- und die Herrenbergstraße sowie die Straße Im Herrenberg in Nordweil im Zuge der Hochwasserschutzmaßnahmen dort. Hochwasserschutzmaßnahmen sind zudem vorgesehen in Bombach.
Weitere Straßenerneuerungen werden einhergehen mit anstehenden Kanalsanierungen, zuvorderst genannt seien die Klostergasse, der Niederbergweg und die Pommernstraße. Entsprechend den Ergebnissen der Eigenkontrollverordnung werden punktuelle Kanalinstandsetzungen folgen. Die Stadt verfügt – durchaus nicht die Regel - über einen genehmigten, aktuellen Generalentwässerungsplan und prüft verschiedene Optionen sowohl im Hinblick auf die Behandlung des Oberflächenwassers als auch auf die Klärung des Schmutzwassers. Die Maßnahmen in der Folge sind nicht in erster Linie auf das Einwohnerwachstum zurückzuführen, sondern zum großen Teil den gestiegenen Anforderungen an die Abwasserklärung und die Ableitung des Oberflächenwassers zuzurechnen. Die Abwasserbeseitigung wird die Stadt und ihre Einwohnerschaft in den nächsten Jahren erheblich in Anspruch nehmen.
Im Bereich Wasserversorgung wurde die Versorgungssicherheit kontinuierlich erhöht, jüngst in Hecklingen. Das Wasserstrukturgutachten der Region soll zusätzliche Bezugsmöglichkeiten erschließen, um Verbrauchsspitzen im Hochsommer zuverlässig abzudecken.
Mit Verweis darauf, dass die Wohnbebauung im Norden der Stadt die letzte große Neubaufläche auf Jahre hinaus sein wird und der Wohnmobilstellplatz im Mühlengrün sehr wohl auf naturnahe Gestaltung und geringe Flächenversiegelung bedacht ist: Die Stadt geht durchaus verantwortlich mit Landschaftsverbrauch und Natur um. Ausgleichsflächen werden planmäßig betreut, Biotope sind nach Möglichkeit vernetzt, die Elzwiesenwässerung erfolgt wenn immer möglich, die Alte Elz wird sorgsam gepflegt und der Stadtwald auf die Anforderungen des Klimawandels ausgerichtet.
Der Kommunale Klimaschutz wird an Bedeutung weiter gewinnen. Neben den städtischen Beiträgen – Radwegebau und –konzept, Straßenbeleuchtung oder Förderung von Zisternen seien aktuell genannt – ist eine Aufgabe, die Möglichkeiten im privaten Bereich zu aktivieren. Und selbstverständlich fördert die Stadt den noch jungen Arbeitskreis Klimaschutz.
Das Ehrenamt, bürgerschaftliches Engagement, Einsatz für die Bürgergesellschaft werden vielfältig unterstützt. Die Vereinsförderung der Stadt wird nach wie vor andernorts kopiert, dazu wurden zuletzt die Inklusion und die Integration ehrenamtlich ausgebaut und hauptamtlich unterstützt. All dies trägt ebenso zur sozialen Absicherung, zur Für- und Vorsorge, bei wie die Erweiterung der Kinder- und Grundschulbetreuung sowie der Schulsozial- und Jugendarbeit.
Sehr geehrte Einwohnerinnen und Einwohner, eine Zustandsbeschreibung der städtischen Aufgabenerfüllung kann an dieser Stelle nicht vollumfänglich sein, aber sie zeigt: Das Spektrum der kommunalen Arbeitsbereiche ist breit gefächert und oft sind durchaus gegenläufige Ziele im Entscheidungsprozess abzuwägen, in Einklang zu bringen, wobei die Finanzausstattung der Stadt wahlweise Begehrlichkeiten weckt oder Grenzen setzt. Auch in Zeiten und in Folge der Pandemie, weiß
Ihr Matthias Guderjan
Bürgermeister